Das Ziel ist die Wiederherstellung der Selbstregulationsmöglichkeiten des individuellen Organismus.
Die Osteopathie baut auf fünf unterschiedlichen Säulen auf:
1. Leben ist Bewegung
Jede einzelne Struktur unseres Körpers lebt, ist beweglich und bewegt sich. Wird nun eine Struktur in ihrer Funktion gestört, so verändern sich deren Bewegungen. Ausmaß, Richtung, Rhythmus oder Spannungszustand zeigen sich verändert.
2. Die Selbstheilungskräfte des Körpers
Mit den Selbstheilungskräften sind all die körper-eigenen Mechanismen, Reflexe und Prozesse gemeint, die dem Organismus zu Gesundheit (zurück) verhelfen. Der Osteopath heilt nicht, sondern hilft dem Körper sich selbst zu heilen.
3. Der Organismus als untrennbare Einheit
Der menschliche Organismus stellt eine untrennbare Einheit dar. Nur als Einheit kann er funktionieren. Er ist also mehr als nur die Summe seiner Einzelteile. Erst die wechselseitige Beziehung und deren harmonisches Zusammen-spiel ermöglichen die Funktion des Ganzen.
4. Die Beziehung von Funktion und Struktur
„Die Struktur bestimmt die Funktion und die Funktion formt die Struktur.“ Die gegenseitige Abhängigkeit von Struktur und Funktion gilt dabei nicht nur für die einzelnen Bereiche des Körpers, sondern auch für den Organismus als Ganzes. Nur wenn die zahlreichen unterschiedlichen Strukturen mit ihren eigenen spezifischen Funktionen harmonisch zusammenwirken, kann der Organismus in seiner Gesamtheit funktionieren.
5. Gefäßsystem und Leitungsbahnen
Eine wesentliche Voraussetzung für die Gesundheit ist eine gute Zirkulation aller Körperflüssigkeiten (Blut, Lymphe, Gehirn-rückenmarksflüssigkeit).
Der Verlust an mechanischer Beweglichkeit und zu hohe Spannung im Gewebe führen letztendlich zu Einschränkungen im dynamischen Verhalten der Körperflüssigkeiten. Dies führt zur Verschlechterung der Ver- und Entsorgungslage in der betroffenen Körperregion.
Je nach Problemen können drei verschiedene Bereiche mit den Händen des Osteopathen behandelt werden:

Cranio-sacrales System
(Gehirn, Rückenmark mit seinen Verbindungen bis zum Steißbein)
Dieser Teilbereich der Osteopathie befasst sich mit der Rhythmizität des Liquor cerebrospinalis und des Zentralnervensystems. Die Übertragung dieser rhythmischen Abläufe auf die Meningen, die Knochen des Schädels, das Kreuzbein und auf den gesamten Körper. Diese rhythmischen Bewegungen des craniosacralen Systems werden als „Primäratmung“ (Primary respiratory movements –PRM) bezeichnet, da sie bereits vor der Geburt und der eigentlichen Atembewegung vorhanden sind. Eine gute Funktion dieses Systems hängt maßgeblich von der Vitalität, der Regulations-fähigkeit und somit mit dem inneren Potential des Organismus zusammen.
Jene Körperstrukturen, die das verbindende Element zwischen den drei Bereichen am besten zum Ausdruck bringen, sind die Faszien. Faszien kommen so gut wie überall im Körper vor. Sie bilden Hüll- und Schutzschichten, trennen Geweberäume (z.B. Muskellogen) und sind über den gesamten Körper in Form eines Systems miteinander verbunden.
Parietale System
(Knochen, Muskeln, Bänder)
Sie umfasst die Störungen des Muskel-Skelett-Apparates. Die Untersuchungs- und Behandlungstechniken sind denen der Chiropraxis, der Manuellen Medizin und der Physiotherapie ähnlich. Sie werden jedoch stets unter einem ganzheitlichen Gesichtspunkt angewandt.


Viszerale System
(innere Organe, Lymphe, Blut)
Die viszerale Osteopathie beschäftigt sich mit den inneren Organen. Vor allem Wirbelsäulenbeschwerden hängen häufig mit einer schlechten Positionierung oder einer verminderten Beweglichkeit der inneren Organe zusammen. Sie lassen sich in der Kombination struktureller und viszeraler Techniken oft effizient behandeln.
Wie läuft eine osteopathische Untersuchung und Behandlung ab ?
Die osteopathische Untersuchung und Behandlung erfolgt hauptsächlich mit den Händen, d.h. es werden zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken kaum Geräte verwendet. Laborbefunde, Röntgenbilder etc. stellen jedoch in vielen Fällen eine notwendige Grundlage für den Behandlungsaufbau dar.
a) Die Anamnese
Im Sinne des ganzheitlichen Ansatzes, wird zunächst eine ausführliche Anamnese erhoben. Auch lange zurückliegende Unfälle oder Erkrankungen können wichtig sein. Die aus dem Patientengespräch gewonnenen Informationen müssen bei Bedarf durch weitere Befunde (Röntgen, MRI, CT, Labor, etc.) ergänzt werden.
b) Die Untersuchung
Durch das Beobachten des Haltungsmusters und bestimmter Bewegungsabläufe (z.B. Gehen, Vorbeugen aus dem Stand, etc.), durch Betasten und Erfühlen von Spannungen, durch Testen der Beweglichkeit der Gelenke, des Gewebes und der Organe, sowie mittels Durchführung spezifischer Tests, erhält man viele wichtige Informationen. Es geht darum, ein Gesamtbild zu sehen und relevante Zusammenhänge zu erkennen.
c) Die Behandlung
Praktisch gesehen ist die Behandlung ganz manuell und auf die Korrektur von Gewebespannungen und Mobilität gerichtet.
Mittels Manipulation und spezifischen Gewebetechniken (viszeral und cranial) kann der Osteopath tief liegende Gewebe erreichen und behandeln. Er richtet sich nach den drei genannten Bereichen. Die Harmonie zwischen diesen Systemen ist von vitaler Bedeutung durch welche die Homeostase (Gleichgewicht) des ganzen Organismus erhalten bleibt.
Wann ist eine osteopathische Behandlung möglich und sinnvoll?
Vorweg möchte ich betonen, dass die Osteopathie keine Wundermethode darstellt, die alle Beschwerden beseitigen kann. In diesem Sinne ist es auch wesentlich, möglichst in der ersten Sitzung klar herauszufinden, ob das bestehende Problem überhaupt einer osteopathischen Behandlung zugänglich ist. Zu den klassischen Arbeitsgebieten der Osteopathie gehören im wesentlichen die unten angeführten Beschwerdebilder.
Diese Liste ist sehr allgemein gehalten.
Ob oder wie weit eine osteopathsiche Behandlung in diesen Fällen Abhilfe schaffen kann, muss stets individuell geklärt werden!
- Akute und chronische Wirbelsäulenbeschwerden ( z.b. Lumbago, BWS-Syndrom, Beckenschiefstand, Skoliose, Ischialgien, Cervicalsyndrome, Schleudertraumen, Intercostalneuralgien, Coccygeodynien etc.)
- Beschwerden der peripheren Gelenke ( z.B. Tennisellbogen, Schulterschmerzen, Handgelenksschmerzen, Hüftschmerzen, Knie -und Fußprobleme)
- Unterstützung und Begleitung von kieferorthopädischen Maßnahmen
- Kopfschmerzen (z.B. Spannungs-, Stauungskopfschmerzen, Migräne)
- Schwindel
- Bestimmte Beschwerden im HNO-Bereich (z.B. chron. Halsschmerzen, rezid. NNH-Beschwerden, rezid. Ohrinfektionen insbes. bei Kindern etc.)
- Schmerzen nach Lungen – und Bronchialinfekten, Reizhusten
- Pseudostenocardien
- Bauchbeschwerden, die abgeklärt wurden und keinen auffälligen Befund ergaben
- Darmträgheit, Obstipation
- Rezidivierende Harnwegsinfekte
- Säuglingserbrechen, Schlafstörungen, häufiges Weinen ohne auffälligen org. Befund
- abdominelle Koliken ohne auffälligen org. Befund
- muskuläre Dysbalancen, Haltungsprobleme
- usw.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch Menschen ohne aktuelle Beschwerden häufig funktionelle Störungen aufweisen und daher auf Wunsch auch eine prophylaktische Behandlung möglich ist. Die im Vergleich zur Chiropraxis und manuellen Medizin sanfteren Behandlungstechniken ermöglichen es, nahezu bei jedem Menschen eine Behandlung durchzuführen. So stellt zum Beispiel Osteoporose keine unbedingte Kontraindikation dar.